Ohrakupunktur nach Nogier

Unter „Ohrakupunktur“ wird die Behandlung von Krankheiten durch das Stechen von dünnen Nadeln (Zeitdauer einer Akupunktursitzung ca. 30-45 min) in die Ohrmuschel bzw. das Setzen von kleinen Dauernadeln, die ca. 2 Wochen im Ohr verbleiben, verstanden.
In der chinesischen Kultur reicht die erste schriftliche Erwähnung bis ins 1. Jahrhundert v. Chr. zurück, im 4. Jahrhundert v. Chr. erkannte bereits Hippokrates die Möglichkeit, über die Ohrmuschel zu therapieren.

Auch in Persien und Ägypten finden sich erste Erwähnungen bereits vor 2000 Jahren.
Im Gegensatz zur Körperakupunktur der klassischen chinesischen Medizin, die über die Jahrhunderte weiterentwickelt wurde, wurde für die Ohrakupunktur erst durch Veröffentlichungen des französischen Arztes Nogier um 1950 wieder vermehrt Interesse für diesen Bereich der Akupunktur geweckt und in eine chinesische Schule der Ohrakupunktur übernommen.
Nogier postulierte, dass im Ohr die Körperregionen und -organe des Menschen repräsentiert seien und sich durch Reizung gestörter Organzonen in der Ohrmuschel Behandlungserfolge bei vielen Krankheiten erzielen ließen.

Während in der klassischen chinesischen Medizin, die eine Existenz von Leitbahnen der Lebensenergie postuliert (Meridiane), bestimmte Akupunkturpunkte immer vorhanden sind, finden sich in der Ohrakupunktur nach Nogier nur „aktive“ Punkte, wenn die bestimmte Organfunktion bzw. im ganzheitlichen Sinn das Zusammenspiel des Körpers gestört ist.
Diese aktiven Punkte zeichnen sich durch eine erhöhte Empfindlichkeit (mechanische Testung), einen verminderten Hautwiderstand (Testung mittels elektrischem Gerät) oder ein verändertes Pulsverhalten bei Reizung des Punktes (aurikulokardialer Reflex) aus.
Im physiologischen Erklärungsmodell für die Wirkungen der Ohrakupunktur wird diese mit dem schon in der Neuraltherapie postulierten Reiz-Reaktionsmodell begründet: Eine Reizung physiologischer Strukturen bewirkt eine reflektorische, regulatorische Antwort, die sich im gesamten Körper auswirkt.
Im energetischen Erklärungsmodell wird ein energetisches Feld im Körper angenommen, welches durch die Behandlung beeinflusst wird.

Grundsätzlich können bei der Behandlung am Ohr zwei Behandlungsabläufe unterschieden werden:

Die systematische Behandlung einzelner Punkte, die der Symptombehandlung dienen sowie
die holistische (ganzheitliche) Behandlung, die eine Behandlung des Krankheitsprozesses darstellt, bei der die aktiven Punkte über Behandlungs- und Korrespondenzstrahlen gefunden werden und eine komplexe Behandlung des gesamten Krankheitsgeschehens ermöglichen.

Die Indikation für die Anwendung der Ohrakupunktur kann als sehr weit eingestuft werden – Kontraindikationen gibt es kaum, das Spektrum der behandelbaren Krankheiten ist sehr breit.
Domäne ist in unserer Praxis sicherlich die Schmerztherapie, hier ggf. auch in Kombination mit einer zuvor erfolgten chirotherapeutischen Therapie der Wirbelsäule oder der Extremitäten.